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Haben Sie das auch schon mal erlebt?:
Sie bekommen einen Gegenstand, der Ihnen gefällt, mit dem Sie aber im Moment
nichts anfangen können.
Sie heben ihn auf – ein Jahr – fünf Jahre – zehn Jahre-. Er fällt Ihnen immer
wieder in die Hände und Sie können ihn nicht wegwerfen, weil er Sie nach wie vor
anspricht.
Und eines Tages geht es in einem Gespräch genau um diesen Gegenstand. Sie holen
ihn aus der Schublade, reichen ihn weiter und erleben, wie Sie damit jemandem
eine Riesenfreude machen als hätte dieser Gegenstand gerade Sie als Boten durch
die Zeiten gebraucht……als Postillion temporis….
So ging es mir mit diesem Bild aus einem alten Heimatkalender: Vor gut 15 Jahren
bekam ich es von Herrn Gerkens, der im April diesen Jahres starb.
Es zeigt eine alte Dame, die vor einem reetgedeckten Haus an ihrem Gartenzaun
lehnt und den Betrachter über das ganze Gesicht anlächelt.
Das Haus kennt jeder Schwaamer …..
Die alte Dame heißt, laut Untertext „Heutz“, könnte ebenso gut Oma
Timmermans, Heinrichs, Michiels oder Gerads heißen…
Ich heftete es ab, weil es mir so gut gefiel und stolperte in den nächsten
Jahren immer wieder darüber, bis ich es eines Tages wieder ausheftete und in
meinem Atelier an die Wand pinnte.
Jedes Mal, wenn ich nun in meine Werkstatt kam, schmunzelte mich die alte Dame
zur Begrüßung an, als wollte sie sagen: „Ich habe noch etwas vor!...“
……. bis ich von Frau Timmermans hörte, daß Schwaam bei dem Wettbewerb „Unser
Dorf soll schöner werden“ mitmacht und der Dorfanger mit Linde, Sitzbänken und
Blumenbepflanzung verschönt wurde.
Da kam die Idee wie ein Blitzschlag:
Die „Oma Heutz“ als lebensgroße Plastik für den Schwaamer Anger…….wie die „Appel-Lies“
vor dem Erkelenzer Rathaus oder der „Karl Valentin“ auf dem Münchener
Viktualienmarkt….
Vorsichtig erzählte ich Frau Timmermans von meiner Idee. Sie brachte meinen
Vorschlag dem Dorfrat zu Gehör –die kleine Oma bahnte sich ihren Weg……....
Den eigentlichen Anlaß, die Idee zu realisieren, gab dann das Thema, das sich
mein Künstlerkreis Spektrum 88“ aus MG für unsere nächste Ausstellung im
Nassauer Stall ausdachte, nämlich „Reflexionen“.
„Oma Heutz“ war mein erster Gedanke dazu und nun wußte ich auch, warum sie mich
auf dem alten Bild immer wieder so angesprochen hatte:
Sie lächelt den Betrachter so direkt an, daß der am liebsten zu ihr an den Zaun
kommen würde, um sich mit ihr eins „zu vertellen“….sie fordert auf liebenswürde
Weise eine Reaktion…
Es dauerte keine Woche und „Oma Heutz“ stand – fertig in Ton modelliert- auf
meiner Werkbank. Sie war mir nur so aus den Fingern geflossen, als wäre ich nur
ihr Werkzeug, als wollte sie unbedingt entstehen….
Noch am selben Tag sahen sie Herr Schüppen und Jochen Trojan als erste, als sie
für die Martinstüten sammeln kamen.
Die Ausstellungsbesucher im Nassauer Stall/Schloß Wickrath waren 4 Wochen später
meine nächsten Testpersonen und bewiesen mir, daß „die Oma“ auf sie ebenso
positiv wirkte, wie auf mich - so viele blieben vor ihr stehen, beschäftigten
sich intensiv mit ihr und erwiderten alle ihr verschmitztes Lächeln……..
Auch wenn „Oma Heutz“ keine Berühmtheit war, erinnern sich noch einige Schwaamer/Innen
gut an sie.
Aber es geht auch nicht um ihren Namen, sondern ich denke: so, wie sie da nun
als Plastik steht, kann sie gut als Sinnbild für alte, wiederauflebende Werte
gelten, z.B.:
Traditionsbewußtsein
Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit den Mitmenschen gegenüber
Muße und Zeit füreinander
Freude an den kleinen Dingen des Lebens und damit Zufriedenheit bis
ins hohe Alter
….Werte, die immer mehr Besucher gerade in Schwaam suchen und finden….
Könnten Sie, lieber Schwaamer und liebe Gäste, sich vorstellen, diese Plastik
z.B. in Lebensgröße auf dem Dorfanger stehen zu sehen ? – vis a vis ihrem
ehemaligen Wohnhaus – freundlich die vorbeifahrenden Autos anlächelnd und die
Besucher begrüßend…….
Ich denke, sie wird ihren Weg weitergehen…………..
….und jeder Gast, jeder Interessierte kann mit einer kleinen Spende
die Idee, eine Plastik für Schwaam in der Figur von „Oma Heutz“ tatkräftig
unterstützen………
Vielen Dank
Yvonne Mümo-Neumann
Text: Vom Künstler geliefert
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