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++ Ausstellung "Zwischenergebnisse" von Karin Thiel ++




 
Malerei von Karin Thiel

„Zwischenergebnisse“ nennt sie die Reihe ausgewählter Arbeiten, die sie hier im kleinen Raum des BBK ausstellt.
Das klingt bescheiden, - auf dem Wege sein - , das Ergebnis noch nicht in Händen haltend. Eine nicht zu hohe Erwartungshaltung haben.

Gleichzeitig wird aber auch ein hoher Anspruch aufgestellt:
darum zu wissen, dass da noch viel zu erarbeiten ist, aber auch die Gewissheit, dass da noch ganz viel vorhanden ist, noch viel zu erwarten ist.

Und ein wenig Resignation, dass die Zeit eines Lebens nicht reicht, das Ziel endgültig zu erreichen.

Aber vielleicht wäre dieser Moment auch gar nicht so erstrebenswert?

Zunächst mal sind Karin Thiels Bilder Handwerk, Farben in unterschiedlicher Struktur, immer wieder anders optisch wirkend durch die verschiedenen Techniken, den Ausdruck wechselnd je nach dem verwendeten Werkzeug des Auftrags. Das heißt, ihre Bilder wollen - müssen erlebt werden, sie zwingen zum Nachvollziehen des Entstehungsprozesses, zum genauen Betrachten, ohne den Betrachter irgendwann mit einem Verstehen zu entlassen.

Denn wir finden keine erkennbaren Gegenstände, keine Illustration oder Darstellung von Geschehnissen, Ereignissen. Wir haben keine Chance für den Gedanken, dass das eigentlich Gemeinte außerhalb des Bildes liegt, dass es uns irgendwann entlässt mit dem Gefühl, endlich das Gemeinte gefunden zu haben.

Was aber kann ein Bild bedeuten, wenn es keinen Gegenstand erkennen lässt, wenn es in seiner formalen Realisation auch nicht von solchen abgeleitet wird? Wenn es gar nicht der Darstellung dient ?

Diese Bilder meinen nur sich selber, sie zwingen uns zur Malfläche zurück, weil es keinen Ausweg gibt im Anekdotischen oder Darstellenden.

Die Bilder zwingen uns zurück auf den Ausgangspunkt :
die gemalten, gespachtelten, gestrichenen. gespritzten Farben, die Spur auf der Oberfläche von Pinseln, Spachteln, Rakeln und Fingern, das Streichen, Aufsetzen, Auftragen, Wegnehmen, Verwaschen, Übermalen der Farben, Farben dickflüssig oder pastos, eingedickt oder verdünnt, transparent oder deckend, strukturiert oder glatt, glänzend, matt oder was dazwischen, ineinanderlaufend oder hart abgesetzt, Kontraste oder gleitende Übergänge:

Der Betrachter kann all dies miterleben, mitmachen, nachvollziehen, den ganzen Film noch mal abspielen, den die Malerin selbst erlebt hat und vielleicht selbst immer wieder erlebt.

Das ist der Inhalt dieser Bilder, keine Deutung und keine Bedeutung, unmittelbares Miterleben von Farben, Auftrag und Wirkung.

Ist das nicht nur dekorative Farbkomposition? Gut aufeinander abgestimmte Farben und Formen, schön anzusehen, sicher,
Aber finden wir auch die Realisierung einer Aussage?

In glücklichen Momenten gelingt der Sprung aus der Farbmaterie und all ihrer Technik zu einem Ausdruck, auf eine andere Ebene, auf eine Erkenntnis, die wir vorher nicht hatten. Aber das geschieht selten, nach vielen Versuchen und Stunden der intensiven Versenkung in die Farbe.

Die moderne Malerei hat da ein neues Tor aufgestoßen:

In der Realität finden wir Farben immer zusammen mit Gegenständen, damit wir sie voneinander unterscheiden können, aber nicht die bloße Farbe ohne diese Funktion.
Diese erweiterte Funktion der Farbe als möglicher Informationsträger, als Eigenwert ohne praktischen Nutzen ist der Antrieb, der Maler wie Karin Thiel antreibt.

Sie schaffen keine Farbkompositionen, keine schöne Dekoration, sondern benutzen die Farbe im Versuch direkten Informationsgewinns, der natürlich nicht verbal erklärbar ist.
Jeder Betrachter muss für sich ganz intim mit dem Bild umgehen und für sich eine Erfahrung zu machen versuchen.

Farbe ist Materie und auf Karin Thiels Bildern kennt sie nur die direkte, eigene Wirkung, ohne zu irgendeiner Darstellung nutzbar eingesetzt zu werden.

Das ist ein riskantes Spiel, der Erfolg ungewiß, das Ziel nicht abzusehen.

Zwischenergebnisse nennt die Malerin ihre Bilder.

Es sind Bilder, die nur auf sich selbst gestellt sind.

Ein Zitat der britischen Schriftstellerin Rachel Joyce ist mir in dem Zusammenhang eingefallen, nicht auf einen gestalterischen Zusammenhang bezogen sondern aus ihrem Roman

„Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“

Da steht:

„Sie hatten sich mit Herz und Verstand entschlossen, das Offensichtliche zu ignorieren und an etwas Höheres, unendlich Schöneres als das real Sichtbare zu glauben“


Die Ausstellung ist bis zum 10.09.2015 an den Donnerstagen 20.08., 27.08., sowie 03.09. und 10.09.2015 geöffnet.
 
Sie befindet sich in:
Aachen, Adalbertsteinweg 123cd.

Text: Prof. Dieter Crimbiegel



Kontakt:

Karin Thiel
von - Humboldt - Strasse 90
52511 Geilenkirchen
Tel.: 02451-959252
Email: karin.thiel@hotmail.de
Webseite: www.karinthiel.de

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