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Meine Bilder wollen Geschichten erzählen. Geschichten, die auch Kinder verstehen
können. Dabei ist mir der Läffkalauz den ich während meines Studiums 1970/71 an
der Werkkunstschule in Pforzheim "erfunden" habe, ein wichtiger Verbündeter.
Eine Art alter ego: Manchmal ist er traurig, manchmal fühlt er sich völlig fehl
am Platz, dann wieder ist er glücklich, übermütig fast, ein anderes Mal wieder
gibt er sich träumerisch. Dann gelingen ihm Dinge, die jeder gerne machen würde,
die er aber aus irgend einem Grund nicht machen darf oder kann. Darauf pfeift
der Läffkalauz und probiert sie einfach. Wie die Hummel: Die kann nach den
anerkannten flugmechanischen Gesetzen wegen ihrer Gestalt und ihres Gewichtes im
Vergleich zur Flügelfläche nicht fliegen. Aber die Hummel weiß es nicht und
fliegt trotzdem. Kurz und knapp: Der Läffkalauz ist seinem ureigensten Wesen
nach anarchisch angelegt. Er hat eine bestimmte Vorstellung von der Welt, und
wenn sich diese Vorstellung nicht mit der Realität deckt, dann biegt sich der
Läffkalauz seine Welt solange, bis sie so ist, wie er sie sich erträumt. Dabei
sind ihm alle Werkzeuge, denen er habhaft werden kann, willkommen, er biegt und
probiert mit allem, was ihm in den Sinn kommt, herum - auch wenn er dabei mal
auf den Schnabel fällt. Die Grenzen seines Tuns setzt ihm einzig der
Bilderrahmen. Keine Moral, keine Fallgesetze, die ihn binden, keine Macht, der
er sich beugen muss, kein Platz, kein Ort, den er nicht erreichen kann, kein
Gefühl, dem er nicht nachgibt und das er nicht auslebt, kein Mensch, der ihm
nicht wert ist, sich mit ihm auseinander zu setzen. Was der Läffkalauz gar nicht
kennt, das ist das Wort "Zeit". Diesen Begriff gibt es in der Weit des
Läffkalauz nicht: Er ist nicht an die Grenzen, die die Zeit setzt, nicht an
deren Konventionen, gebunden. Der Läffkalauz nämlich trägt die Zeit in sich. Er
ist einerseits ein großer Mäzen: Er verschenkt Zeit an Menschen, die wenig davon
haben. Wenn Sie sich auf ihn einlassen. Andererseits ist der Läffkalauz ein
Dieb: Immer auf dem Sprung, der Vergänglichkeit einige Momente zu stehlen. Der
Läffkalauz ist rastlos unterwegs, seine eigenen Grenzen zu erkunden.
Texte sind bei meinen Bildern wichtig.
Ein Beispiel:
Die Warnungen ausschlagend, die Mahnungen überhörend, planen, proben und
erkunden die Läffkaläuze die unendlichen Möglichkeiten, die ihnen gegeben sind.
Die Welt indes dreht sich weiter, als würde das Unheil nicht schon seine
verhängnisvollen Schatten ausbreiten: Man flaniert und träumt und spielt und
belustigt und vergnügt sich unbelastend und die Augen verschließend. Das Unheil
indes braut sich still, aber stetig zusammen bis das Süppchen siedend köchelt
und endlich brodelnd birst. Was tun? (März 2003). Text: Vom Künstler geliefert
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